Geschichten rund um Königshoven

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Das beraubte Tabernakel

 

Am 19. Dezember 1874 fand Küster Wolf in der Kirche das beraubte Tabernakel.

Hostien lagen auf dem Altartisch, die heiligen Gefäße waren geraubt, der Schmuck der Madonnenstatue entwendet.

Die Diebe waren durch ein Fenster der Südseite eingestiegen, eine Leiter stand außen noch angelehnt, ein Pflugkolter 

lag im Inneren der Kirche. Aber niemand brauchte es, da der Vikar abends nach einem Versehgang vergessen hatte, die 

Kirchenschlüssel abzuziehen. Hermann Schmidder, ein Junge von 12 Jahren, musste gegen 10 Uhr nach Morken

gehen. Da in der Klapperhülle viel Schnee lag, ging er über das Feld auf der rechten Seite des Hohlwegs und fand

dort, wo jetzt ein Denkmal steht, im gefrorenen Schnee eine Hostie. Er nahm sie behutsam mit meinem Stück

Papier auf und brachte sie zu Pfarrer Schmitz, der am Abend eine Sühneandacht abhielt, die von der 

gesamten Pfarrgemeinde besucht war. Im folgenden Frühjahr fand die Polizei nach der Schneeschmelze einige

wertvolle Teile der geraubten Gegenstände ; sie waren im Hambacher Forst bei Jülich gefunden worden.

 

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Der Dieb in der Kirche

 

Vor nunmehr fast vierhundert Jahren wohnten in einem kleinen Haus neben der Kirche zwei fleißige Frauen.

Bis tief in der Nacht saßen sie dort und schwangen Flachs, eine eintönige Arbeit, so daß sie gelegentlich vor das Haus 

traten, um zu pausieren. Dabei sahen sie um Mitternacht einen Mann um die Kirche schleichen.

Sie weckten eilends den Mann, der im Haus schlief, der, als der Fremde in der Kirche verschwunden war,

mit einem schweren Holz die Kirchentüre versperrte.

Das bemerkte der Dieb, er stieg in dem Turm und warf aus dem Schalloch das Seil der großen Glocke herunter,

um daran zu fliehen. Indes trat der Mann aus dem kleinen Haus in die Kirche ein, und läutete die anderen Glocken.

Sogleich eilten auch die Nachbarn herbei, warfen brennendes Stroh in die Kirche,

damit es dort hell würde. Den Dieb fanden sie nicht. Man eilte nach draußen, und einer der suchenden

Männer entdeckte den Dieb in der Dachrinne hockend auf der Seite nach Allhoven.

Vom benachbarten Hof wurde eine hohe Leiter gebracht und  der Dieb gewaltsam heruntergeholt.

Auf befragen schwieg er jedoch beharrlich und sagte auch seinen Namen nicht.

An einem der nächsten Tage wurde er an dem Galgen beim Entenpfuhl gehängt.

 

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Gold im Feuer

 

Am Abend steckte sich ein Königshovener Bauer eine Pfeife an und machte einen Spaziergang durchs

Dorf.  Als die Pfeife ausgebrannt war, stopfte er sie neu, konnte sie aber nicht anzünden, da er kein Feuer

bei sich hatte. Er erinnerte sich aber daran, daß auf der Ferkeskuhl jeden Abend zwei schwarze Männer

ein Feuer stochten. Dorthin ging er und bat um Feuer. Als die beiden Männer schwiegen, nahm der Bauer ein winziges Stück 

Glut und setzte damit seine Pfeife in Brand. Als er zu Hause die Pfeife reinigte, war aus der Glut

ein Goldklümpchen geworden.

Als er am folgenden Tag von seinem Erlebnis berichtete, riet ihm eine alte Dorfbewohnerin : 

" Du mußt eine neue blaue Schürze über das Feuer werfen, dann bekommst Du auch das andere Gold, das die 

beiden schwarzen Männer hergestellt haben. "

Am Abend ging er wieder zur Ferkeskuhl, wo die beiden Männer beim Feuer saßen. In einem günstigen

Augenblick warf er die blaue Schürze, die er versteckt bei sich getragen hatte, über das Feuer,

da verschwanden die beiden Männer sofort, und in der Asche lag ein Haufen Gold ,

und der Bauer war von da an reich für sein leben.

 

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Drei Hufeisen an der Kirchtür

 

Vor langer Zeit hieß es in Königshoven plötzlich :

" Kriegsvolk kommt auf uns zugeritten ".

Die erschreckten Königshovener flüchteten in die Kirche und verbarrikadierten die Kirchetür.

Kurz darauf erschienen die gefürchteten Reiter und wollten die Kirchentür sprengen, aber sie hielt den

Ansturm statt. Aber die Pferde wurden so angespornt, daß sie mit den Hinterhufen gegen die verramelte

Tür schlagen mußten. Aber das hatte keinen Erfolg, einige Pferde verloren sogar ihre Hufeisen.

Unverrichteter Dinge zogen die Reiter ab. Zum ewigen Andenken an die überstandene Angst und die

glückliche Errettung nagelten die Einwohner von Königshoven drei Hufeisen an die Kirchentür.

 

Früher stand in der nähe der Pfarrkirche ein kleines Kloster auf dem Berg in Königshoven.

Dort lebte mal eine reiche und vornehme Äbtissin, die eine eigenes Reitpferdchen besaß.  

Im Alter wurde die Äbtissin äußerst eigenwillig und bestimmte, ihr Pferdchen solle an ihre Beerdigung teilnehmen.

Als sie gestorben war, wollte man ihren Wunsch erfüllen und führte das Pferdchen beim Opfergang

um den Altar mit. Vorher hatte man ihm unter die Hufe lose Eisen aus purem Gold geschlagen :

das sollte seine Opfergabe sein. Als man dem Tier die kostbaren Opfergaben abnehmen wollte,

hatte es bereits ein Eisen verloren, das nie wieder gefunden wurde. Zur Erinnerung an dieses Ereignis

wurden drei kleine Hufeisen aus Eisen nachgebildet und später an die Kirchentür genagelt. 

 

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Erdbeben im Jahr 1878

 

Die Chronik der Schule von Königshoven berichtet von einer Reihe schwerer Erdstöße,

die am 26. August 1878 am Ende der ersten Unterrichtsstunde begannen und

und insgesamt drei Tage anhielten. Der erste starke Stoß war von einem " dumpfen Gleich

einem vorbeifahrenden Eisenbahnzug " begleitet. Das Beben war so stark, daß man die Kinder

nach Hause entließ, da ein Einsturz der Schule drohte : Fensterscheiben zerbrachen, Zimmerdecken

rissen, Gegenstände in den Klassen wurden von ihrem Platz gerückt.

Die Erdstöße konnten an den Häuser als deutliche Wellenbewegung von

Westen nach Osten beobachtet werden. Insgesamt 22 Kamine stürzten ein, und Schäden im

Mauerwerk entstanden an vielen Gebäuden. Neun Erdstöße wurden am ersten Tag registriert,

der letzte Stoß wurde am 8. September nachts um 1.41 Uhr registriert.

 

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Ein Unwetter im Sommer 1884

 

Der ganze Sommer 1884 war reich an Gewittern. Am 4. September hörte man schon morgens gegen 

6 Uhr dumpfes Grollen des fernen Donnerns, mehrer Gewitter zogen jedoch am Ort vorbei.

Der Himmel über Königshoven entlud sich gegen 17 Uhr in einem sehr starken Gewitter.

Wolkenbruchartig regnete es, Gräben und Gassen konnten die Wassermengen nicht mehr fassen. 

Der Bach trat über seine Ufer und drang über die Türschwellen in die Häuser.

Schlimm wütete der Bach in der Buslei, dem tiefliegenden Weg, auf dem man früher in den 

Wald gelangte , und der zu Regenzeiten immer Wasser führte. Die Gebrüder

Schnitzler und der benachbarte Pächter Kulartz sahen die Wassermassen mit solcher

Schnelligkeit  und Stärke durch Tür und Tor dringen, dass Frau Kulartz nur mit Not ihre Kinder

durch das Fenster in Sicherheit bringen konnte. Torten und Blätze schwammen im Keller

und waren ungenießbar geworden. Obwohl ununterbrochen gepumpt war, stand das Wasser

am Kirmesdienstag ( Spätkirmes ) noch fußhoch in beiden Häusern.

 

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Vom versunkenen Schloss

 

Aus alten Sagen, die Hauptlehrer Jakob Robens im Juni 1890 in seine Schulchronik von Königshoven

eintrug, finden sich Hinweise auf ein " versunkenes Schloss " und unterirdische Gänge im Dorf,

die angeblich bis nach Kaster reichten. Das Schloss lag vermutlich hinter Heusers Gehöft an einer 

steile Anhöhe, dort, wo das alte Bürgermeisteramt war. Als man im letzten Jahrhundert den Keller

mit dem Einstieg in ein Gangsystem wieder entdeckte, fand man nach längerem Suchen einen

mutigen Jungen, der sich an einem Seil herunterließ. " Doch kaum war er bis zur Hälfte, bekam er 

schreckliche Angst und fing an fürchterlich zu schreien. " Man zog ihn wieder ans tageslicht. 

Danach wurde ein teil des Schlosses abgebrochen und der Keller zugeschüttet. Zugleich versperrte man

dadurch auch den Zugang zu den Schätzen, die dort verborgen lagen. Eine andere Leseart

berichtet, der Gang sei um 1830 entdeckt worden, habe aber wegen der Entwicklung von 

Faulgasen nicht betreten werden können. Man habe den linken Flügel der Burg abgebrochen

und mit dem Bauschutt den Burgkeller zugeschüttet. 

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1988 wurden von Archäologen die Reste einer zweiteiligen Wasserburg entdeckt.

In der feuchten Niederung des Sothbaches befanden sich drei Meter unter der späteren

Oberfläche die Holzpfähle einer 14 m langen Holzbrücke noch an Ort und Stelle. 

Die Brücke überspannte eins den Wassergraben zwischen Vorburg und Hauptburg.

Auch die Reste einer Palisade im östlichen Burggraben wurden gefunden.

Keramikreste datierten die Burg vom 12. bis ins 15. Jahrhundert. Danach wurde sie offenbar

aufgegeben. Das geheimnisvolle interirdische Gangsystem fand man 1985 etwa 200 m

südlich der Kirche. Es wurden insgesamt drei Gänge vorgefunden, in die man durch enge Schächte

senkrecht nach unten gelangte. In drei Meter tiefe stieß man auf Kriechstollen, die eine Höhe 

von bis zu 60 Zentimeter bei annähernd gleicher Breite hatten und nach oben spitz zuliefen.

Die 1,25 m bis 2,25 m langen Stollen, unverzimmert und nur aus dem stabilen Löß

herausgeschnitten, führten zu kleinen Kammern, in den sich Menschen gebückt für kürzere Zeit

aufhalten konnten oder in denen man vorübergehend Proviant oder wertvolle Gerätschaften

verbergen konnte. Ein Einstiegsschacht begann innerhalb eines Hausgrundrisses, zwei Gänge

erreichten in leichtem Aufstieg rampenartig die Erdoberfläche. 

Die Archäologen deuten das Gangsystem als Fluchtweg oder zeitweiliges Refugium. Ganz offensichtlich

führte es nicht sehr weit. Wer es erbaute, ist unbekannt. Die Anlage wird ins 13. bis frühe

14. Jahrhundert datiert. Übrigens : Schätze wurden von den Archäologen nicht gefunden. 

 

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Quelle :   Das Buch :     KÖNIGSHOVEN - Geschichte und Geschichten -

Herausgeber : Stadt Bedburg, Rheinbraun AG - Köln

Redaktion : Michael Brückner

Das Buch ist erhältlich über :

Stadt Bedburg , Kulturamt, Tel. 02272 - 402 400

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